Dan
Davis:
Welches Thema hat dich aktuell am meisten beschäftigt und/oder geärgert, wenn
du die
Nachrichten eingeschaltet hast? Und warum?
Dan König:
Früher habe ich regelmäßig Nachrichten angeschaut, heute geschieht das eher
beiläufig. Interessan-
terweise erreichen mich aber immer die Nachrichten, die
für mich interessant sein könnten, bzw. wirklich wichtig
sind. Ich habe es mir
abgewöhnt, mich über Nachrichten zu ärgern, die von unseren „Qualitätsmedien“
allzu
plump „nachberichtet“ oder auf durchschaubare Weise dazu getrimmt wurden,
beim Zuschauer eine bestimmte
Schlussfolgerung herbeizuführen. Leider fallen
immer noch zu viele Leute auf diese Art der Gehirnwäsche rein.
Dem
aufmerksamen Nachrichtenschauer ist in letzter Zeit vielleicht aufgefallen,
dass sich die Nachrichtenspre-
cher einer neuartigen Sprechtechnik bedienen.
Diese Sprechtechnik ermöglicht es, durch bestimmte Betonungen
und Sprechpausen,
auch besonders fatale Nachrichten so auszusprechen, dass man die Tragik eines
Berichts, bei
alleiniger Betrachtung des gesprochenen Tonfalls, nicht mehr von
einem Bombenattentat oder der Präsentation
eines rührseligen Tiernachwuchses in
irgendeinem Zoo unterscheiden kann.
Auch
hat die missbräuchliche Verwendung von Bildern zu Nachrichten ein bedenkliches
Ausmaß angenommen.
Es fällt mir oftmals auf, dass die im Hintergrund gezeigten
Bilder zu einer Meldung die vergleichsweise „harm-
lose“ Meldung durch gezeigte
Schreckensbilder um ein Vielfaches verstärken, wobei selten klar ist, ob diese
Bilder
tatsächlich auch zu der Meldung gehören oder nur eben passenderweise aus
dem Archiv geholt und entsprechend
zusammengeschnitten wurden, vergleichbar mit
einer Hausfrau, die eben mal ins Regal greift, um einem faden
Essen mal etwas
mehr Würze zu verpassen.
Die
Nachricht haben wir in diesen Fällen eher schnell wieder vergessen, die
Eindrücke der Bilder bleiben aber in
unserm Unterbewusstsein gespeichert und
beeinflussen uns weitaus mehr wie Worte, da das menschliche Gehirn
in Bildern
denkt. Wir hören ein Wort oder einen Namen und schon sucht unser Gehirn in
seinem Archiv ein pas-
sendes Bild dazu. Du kennst das...
Was
mich beim Schauen der Nachrichten dennoch ärgert, sind deutsche Politiker, die
keine Gelegenheit auslas-
sen, ständig die „historische Schuld der Deutschen“
warmzuhalten. Der letzte Bundespräsident ist dabei sogar auf
Schauplätzen
aufgetreten, die seine Vorgänger scheinbar noch gar nicht kannten, denn in
Oradur-sur-Glane war er
2013 der erste Bundespräsident. Ob sich jemals ein
ausländischer Staatsmann bei Herrn Gauck für hunderttau-
sendfache
Kriegsverbrechen, auch nach Kriegsende, an Deutschen Wehrmachtsoldaten und an
Zivilisten entschul-
digt hat, entzieht sich meiner Kenntnis. Der bekannte Autor
Andreas Popp hat einmal eine passende Erklärung da-
zu geäußert. Er sagte
sinngemäß, dass man sich bei der Frage nach den Kriegsverbrechen anderer nicht
selbst
rein waschen wolle, sondern es darum ginge, den Schmutz etwas
gleichmäßiger zu verteilen.
Zuletzt
will bzw. muss ich noch das Verhalten der Bundeskanzlerin zur Flüchtlingskrise
beleuchten, was ja eben-
falls die Nachrichten rauf und runter lief, Gegenstand
vieler Fernsehdiskussionen war und immer noch ist. 2015
wurde mit dem Segen von
Frau Merkel nicht nur geltendes internationales Recht gebrochen, sondern sie
hat zu-
dem befremdliche Botschaften von sich gegeben. „Wir schaffen das“ ist
die wohl bekannteste Aussage. Ich frage
mich allerdings, wen sie mit „wir“
gemeint hat, und in welcher Interpretation dieser Aussage sie letztendlich
recht
behalten wird.
Die
nächste Welle der Flüchtlingskrise zeichnet sich heute, im August 2017, bereits
ab. Wir werden sehen, ob
diese Welle noch vor der Bundestagswahl eintrifft oder
ob möglicherweise wahlentscheidende Umstände erst
nach dieser Wahl eintreten
werden. Steuerungsmöglichkeiten der Politik sind hierfür durchaus vorhanden,
nur
reden die Herrschaften nicht gerne darüber. Der unsensible Umgang, mit dem
in dieser Frage durchaus wichti-
gen türkischen Staatspräsident Erdogan und die
in den Mainstream-Medien gebräuchliche Rhetorik zu dem
Thema, lässt nichts Gutes erwarten.
Ach
ja, da war noch der Fernsehbericht von dem angeblich minderjährigen,
unbegleiteten Flüchtling, irgendwo
aus Nordafrika. Meiner Schätzung nach war er
ca. 25 Jahre alt und mit dem Teddybär, den ihm das Filmteam
unter den Arm
gesteckt hatte, wirkte er wie eine Parodie auf Mr. Bean. Es wurde u.a. mit der
ganzen Palette der
Kuschelund Betroffenheits-Rhetorik über die Zukunftsängste
des jungen Mannes berichtet... herzerweichend...
was hab ich mich amüsiert...
Es ist manchmal unbeschreiblich, was mit unseren Rundfunk-Gebühren so
produ-
ziert wird. Leider bleibt uns dabei nicht einmal die Werbung zwischen den
Filmen und Beiträgen, trotz staatlich-
em „Zwangs-Abo“, erspart.
Dan
Davis:
Arbeitest Du bereits an Band 3?
Dan König: Die ersten zwei Kapitel für Band III
stehen bereits. Es war so, dass mein Verleger Reiner Feistle, sich
am Ende von
Band II noch etwas „Action“ wünschte. Ich hatte dies zwar erst für Band III
vorgesehen, hatte dann
kurz vor Abgabe des Manuskripts noch einen großen Spaß
dabei, als ich das Kapitel 19 „Der fliegende Panzer“
schrieb. Im Herbst, wenn
die Tage wieder kürzer werden, werde ich an Band III weiterarbeiten und die
Geschich-
te wird in ihrem Lauf im Januar 1944 weitergehen. In diesem Jahr wird
viel passieren und ich bin selbst mal ge-
spannt, zu welcher Zeit Band III endet.
Wird es 1944 oder 1945 sein? Die Ereignisse werden immer schneller
aufeinander folgen, der Druck auf General Kammler wird größer werden und auch sein Stab
wird vergrößert.
Zum Schreiben habe ich massenhaft Ideen und auch mehr als
genug historisches Material, das es im Roman zu
verarbeiten gilt.
Wann
Band III erscheinen wird, kann ich heute allerdings noch nicht sagen, denn es
hängt davon ab, welche an-
deren Projekte meine Aufmerksamkeit auch auf sich
ziehen. Ich lasse den Dingen erst mal ihren Lauf und warte
ab, was sich ergibt
und mir wichtig erscheint.
Es
war mir in der Vergangenheit zu einem gewissen Grad unangenehm, ständige und
wiederholte Nachfragen
nach Band II auf „später“ und mit „ich arbeite so
schnell es eben geht“ beantworten zu müssen. Ach, wenn ich
doch nur mehr Zeit
hätte...
Jedenfalls habe ich mir vorgenommen, dass, wenn die Nachfrage
nach Band II mir in die „schwarzen Zahlen“
verhilft, dies eine wegweisende
Motivation zur beschleunigten Veröffentlichung von Band III bedeuten soll, was
aber zu beobachten bleibt. Ein längerer Urlaub steht mir seit Jahren ebenfalls
mal zu.
Was
ich aber heute schon versprechen kann, ist wieder viel Spannung in dem
Abenteuer, das 1943 begann und in
unserer Gegenwart immer noch seinem,
hoffentlich glücklichen, Ende entgegen strebt. Der Ball ist noch im Spiel
und
vielleicht endet das Match ja mit einem Elfmeterschießen...
Dan Davis: Vielen Dank für
das Interview!