„Ich habe dir gesagt, dass es in meinem Leben einen Umbruch gab. Ich war 15 Jahre alt, als ich Krebs bekam.
Nein, falsch, als er diagnostiziert wurde. Lymphdrüsenkrebs ...
Die Behandlung war absolut nicht empfehlenswert.
Das kann jeder bestätigen, der schon mal Berührung hatte mit Bestrahlungen oder gar Chemotherapie. Die
Wartezimmer vor der Kobaltbestrahlung, wo einem ein Dutzend Menschen mit künstlichen Kehlkopf, Metallstimmen,
haarlosen Köpfen und Bademänteln gegenüber saßen, waren nicht gerade eine Ablenkung. Besonders der Geruch dieser
Räume blieb mir lange im Gedächtnis.
Hatte man sich an die Bestrahlung gewöhnt und die Kotzerei ließ nach, blieb einem wenig Zeit, sich darüber zu
freuen. Spätestens wenn man das erste Büschel Haare in der Hand hält, wird einem dies bewusst. Hat man sich daran
zwangsgewöhnt, dann stimmen auf einmal die Blutwerte wieder nicht und man muss Tage oder Wochen aussetzen, mit
der Konsequenz, dass die Kotzerei wieder von vorne los geht, sobald die Behandlung wieder aufgenommen wird.
Kennst du das Gefühl, sternhageldicht im Bett zu liegen und Achterbahn zu fahren, wenn du die Augen schließt?
Gut. Stell dir vor, vier Monate in diesem Zustand zu verbringen, anstelle vier Stunden, dann weißt du in etwa, wie
man sich während einer Bestrahlung oder Chemo fühlt.
Zunehmen wirst du in dieser Zeit gewiss nicht. Die OPs vor diesen Behandlungen sind dagegen in meinem Fall reine
Osterferien gewesen. Nun.
Meine Mutter kam dann wohl irgendwann auf die Idee, zusätzlich einen Heilpraktiker zu Rate zu ziehen. Hätte ich das
vorher gewusst, wäre ich wohl nicht ins Auto gestiegen.
Denn mich erwartete ein älterer Mann, der mich zur Begrüßung prüfend anblickte – mir sagte, wie kränklich ich doch
aussehe, meine Hand an irgendwelche Messinstrumente anschloss, meiner Mutter einige Ampullen überreichte und
dann einen Stapel Geld kassierte. Kurz gesagt, ich mochte ihn nicht.
Nach diesem Erlebnis hatte ich den Glauben an diese Art Medizin verloren, war es doch nicht das, was in das Weltbild
eines Fünfzehn-, Sechzehnjährigen gehört, denn das war für mich vom anderen Stern!
Wie konnte sie nur, meine Mutter!
Ich schimpfte wie ein Rohrspatz, als wir zurück zum Auto gingen, um die Heimfahrt anzutreten.
Es tat mir in der Seele weh, als ich mit ansehen musste, wie meine Mutter das viele Geld auf den Tisch gelegt hatte für
eine halbe Stunde Betrug. Sollte der Penner doch mal die Therapie machen, dann sage ich ihm, wie scheiße er aussieht.
Um dies festzustellen, brauche ich keinen Heilpraktiker.
Wäre ich gesund, wäre ich ja nicht dort gewesen.
Nun – kurzum – wir waren nicht mehr bei ihm nach diesem Tag
....
Diese Monate veränderten mein Leben von Grund auf.
Ich begann mir über Dinge den Kopf zu zerbrechen, die einen normalen 15-jährigen meiner Generation nicht in den
Sinn kommen würden, wie: Gibt es ein Leben nach dem Tod? Warum sind wir hier? Gibt es einen Gott? Gibt es einen
Teufel? Was ist Schicksal? Was ist `Zufall`? Hab ich schon mal gelebt?
Für mich war diese Veränderung normal, und als ich meine Mitschüler betrachtete, hatte ich wohl ein Gefühl in mir,
dass am ehesten mit dem einer fünfzehnjährigen Mutter zu vergleichen ist, ein Teenager, doch sie fühlt sich zehn Jahre
älter und hat manchmal das Gefühl, wenn sie ihre Mitschüler beobachtet, im Kindergarten zu sein.
Das Erlebte hat sie jäh herausgerissen aus ihrem Kinderzimmer, in dem die anderen noch spielen.
Man redet über Dinge und fühlt sich unverstanden. So als ob ich einem Achtjährigen erklären will, was der
Dopplereffekt ist oder die Feinstruktur des Wasserstoffspektrums.
Plötzlich lächelt man darüber, wie sich ein Mitschüler darüber aufregen kann, dass die kleine Schwester beim Essen
zwei verschiedene Socken trägt.
Wen interessiert das?
Soll ich mir über so einen Scheiß den Kopf zerbrechen?
Mich darüber aufregen, welche Socken meine Schwester trägt?
Doch damit nicht genug!
Diese Menschen bekommen richtig schlechte Laune deshalb!
Wegen der Socken!
Wegen der Zahnpasta.
Wegen dem Schnürsenkel.
Wegen dem abgebrochenen Fingernagel!
Der Tag ist gelaufen! Scheiß Fingernagel! Abgebrochen!
Wie kann er nur!
Das ist wichtig! ....
Und daheim? Schreie! Der Müll ist nicht rausgetragen! Wie kann er nur! Böser Müll! Das ist wichtig!
Kaum geht man auf die Straße, sieht man jemanden, der an der Hecke des Nachbarn rumzerrt.
Denn ein Ast steht über! Ja – man stelle es sich vor: IN DEN ANDEREN GARTEN!
Da wird wohl ein Nachbar den anderen HASSEN!
Denn er lässt den Ast in den Nachbargarten wachsen!
Besser wir gehen vor Gericht deshalb! Bevor er ihn abschneidet und das Beweisstück weg ist!
Nun, ich begann mich also zu wundern.
Zu dieser Zeit begannen sich viele Dinge zu ereignen. Es war, als ob mich ein Ozeandampfer immer weiter hinaus
trägt, die `normale` Welt, das Festland, immer kleiner wird am Horizont..."
Auch diese Ereignisse im Buch basieren überwiegend auf realen Ereignissen. Nachfolgend der
Nachsorgepass des Autors ("real name" Daniel Bosch) aus damaliger Zeit, als die Ereignisse in der
Realität ihren Lauf nahmen:
„Es gab da vor einiger Zeit ein Ereignis, welches ich auf Tonkassette habe. Ich würde es dir gerne vorführen“.
Bei Kim angekommen, erzählte dieser in Kurzform, um was es ging:
„Es ist schon einige Jahre her ... Um genau zu sein, am 31. Mai 1998, Pfingsten. Meine Schwester kann heute
noch kaum darüber reden. Und ihr Sohn nahm damals eine Kassette auf, um die Ereignisse festzuhalten. In dieser
Geschichte gab es auch einen fehlenden Zeitabschnitt von ungefähr zwei Stunden! Ich möchte dir die Kassette gerne
vorspielen!“
Kim kruschtelte, während er erzählte, in seinem alten Schrank, bis er triumphierend eine schwarze Kassette herauszog
mit der Aufschrift `31. Mai 1998 / Pfingsten`; Er legte diese in das Kassettendeck seiner Anlage und drückte auf Start.
Nach einem kurzen Rauschen war die Stimme des damals zehnjährigen Lukas zu hören, welcher die verwirrenden
Ereignisse wiedergab:
`31. Mai 1998. Meine Geschichte ist unerklärbar, Sie heißt auch `Wie ein Traum`. Meine Mutter und meiner Mutter
ihre Freundin, sie heißt Ramona, und ich, wir wollten eine Radtour machen! Am Anfang war es eine ganz gewöhnliche
Radtour. So wie jede andere.
...
Wir kommen an diesen Punkt, da wo wir an ein so rundes Haus kommen. Meine Mutter hat gesagt: `Nehmen wir doch
den linken Weg`. Den sind wir auch gefahren.
Als wir einen weiten Weg dann gefahren sind, sagte meine Mutter: `He, das ist doch das gleiche Haus, da wo wir links
gefahren sind!`
`Dann fahren wir jetzt rechts`, sagte Ramona.
Als wir so weiter fuhren, da kamen wir an so einem Biergarten an.
Als wir da gegessen und getrunken haben, sind wir wieder weiter gefahren.
Wir sind immer gerade irgendwie gefahren.
Aber irgendwie sind wir dann plötzlich noch mal an den Biergarten gekommen!
Das war unvorstellbar!
Wir haben alle noch drauf gelacht.
Trotzdem war es irgendwie komisch.
Als wir dann weiterfuhren, kommt ungefähr von 20 Metern ein Mann an und sagt meiner Mutter:
`Zum Bärenschlößchen geht es da und da ...`, er sagt die Richtung.
Und er weiß ja nicht, dass wir zum Bärenschlößchen wollten, woher weiß er das? Hab ich mich gefragt.
...
Plötzlich sahen wir ganz dunkle Wolken ... Am Anfang hat es noch nicht so richtig arg geregnet. Aber dann
irgendwann, als wir schon eine Weile gefahren sind, hat es richtig angefangen zu regnen.
...
Irgendwann, da wo wir ganz nass waren, da kamen wir an so einer kleinen Hütte vorbei ... Und die Leute haben von
30 Metern Entfernung gerufen:
`He, kommt hier her! Kommt hier her! Da könnt ihr rein, da es draußen so kalt ist!`
Ich sagte: `Mama, Mama, gehen wir schnell da rein!` Ich hatte Angst!
Ja, meine Mutter hat da richtig Panik gekriegt und sagte: `Ach komm, weiter!`, Aber sie hat es viel schlimmer gefühlt,
als ich es
gesagt habe ...
Wir fuhren geradeaus weiter.
Nach einer Weile kamen wir noch mal (!) an diesem Haus vorbei!
Wir gingen hin und haben uns an uns gedrückt, meine Mutter und ich.
Da sagte Ramona: `Kuck mal!` zu meiner Mutter. Meine Mutter drehte sich um und sah einen Mann mit schwarzem
Hut ... Über diesem schwarzen Hut hat meine Mutter einen Blitz gesehen!
Nach einer Reihe weiterer Merkwürdigkeiten klingelt die Gruppe an der Tür eines Hauses und bat dort
eine fremde Frau darum, ob sie ihnen helfen könne. Diese fuhr sie später mit dem Auto nach Hause.
Der Bericht endet mit der Feststellung, dass allen Beteiligten unter anderem ein längerer Zeitabschnitt in
der Erinnerung fehlen würde:
"...Die Hausbewohnerin hat uns dann trotz der nassen Kleidung heimgefahren mit dem Auto. Als wir dann zu Hause
ankamen ... Wir sind um halb Sieben losgefahren ... Jetzt ist es halb Zehn!
Uns fehlen so gut wie 2 Stunden!
Denn das, das wir danach erlebt haben, hat höchstens eine ¾ Stunde gedauert!
`
AB 11. SEPTEMBER 2021 ERHÄLTLICH:
"9/11 - 20 JAHRE LÜGEN"
(mit einen Nachwort von GUIDO GRANDT)
"9/11 - 20 JAHRE LÜGEN"
BEREITS IN DER 2. AUFLAGE!