MM: Ja, und es ist immer noch nicht sicher,
ob die nächsten Wochen und Monate friedlich
verlaufen werden, weil die Gräben zwischen den
beiden politischen Lagern mittlerweile so tief
sind, dass es keinerlei Annäherung und Kom-
promiss mehr gibt. Wir blicken auf acht Jahre
Barack Obama zurück. Er war angetreten, um
die USA zu erneuern. Er hat allen das verspro-
chen, was sie hören wollten. Von San Diego bis
Berlin haben ihn die Massen wie den neuen
Messias gefeiert, weil er smart war und den
Menschen ein gutes Gefühl verschaffte. Er
behauptete, er würde die US-Kriege beenden
und Guantanamo schließen.
Das wollten die Menschen hören und auch
glauben. Dafür hat man ihm umgehend den
Friedensnobelpreis aufgedrängt. Nach acht
Jahren George W. Bush vor ihm dachten nicht
nur die Amerikaner, sondern die ganze Welt,
dass sich nun mit Obama alles zum Guten
wenden würde. Vor allem die schwarzen und
hispanischen Bevölkerungsgruppen haben
große Stücke auf ihn gesetzt, weil sie ihn für
einen der ihren hielten. Doch das Gegenteil
von all dem ist eingetreten.
Obama war der US-Präsident, der mehr Kriege
als all seine Vorgänger geführt hat. Unter ihm
ist der Rassenhass in den USA erst so richtig
aufgeflammt, es ging wirtschaftlich bergab, die soziale Ungleichheit wurde immer extremer, es
gibt mehr Obdach- und Arbeitslose.
Die meisten Amerikaner sind bitter enttäuscht, viele sogar wütend. Denn wenn man selbst Barack Obama nicht
glauben konnte, wem sollte man dann noch glauben?
JvH: Ja, aber waren die hohen Erwartungen in Barack Obama nicht von vorn herein zum Scheitern
verurteilt?
MM: Ja, für jeden vernünftig denkenden Menschen schon, aber die meisten US-Amerikaner sind wie große
Kinder, man konnte ihnen lange alles einreden, wenn man sie nur begeistert hat. Es brauchte nur ein paar blau-
rot-weiße Fahnen, ein paar tanzende Cheerleader und etwas schmalzige Musik, und schon standen viele stramm
und wären für ihr Land in den Tod gegangen. Sie wollten so gern das Märchen vom Land der unbegrenzten
Möglichkeiten, vom Land der Freiheit und des Heldenmutes glauben, aber die meisten sind eben mittlerweile
vom Glauben abgefallen. Etwa die Hälfte der Amerikaner ist nach Umfragen davon überzeugt, dass ihr politisch-
es System völlig korrupt ist und es in ihrem Land keine echte Demokratie gibt. Deswegen dachten viele Ameri-
kaner, dass nur ein Außenseiter, einer der nicht mit Washington verbandelt ist, der niemand etwas schuldig ist,
dazu in der Lage sein könnte, den Laden umzukrempeln und auf Vordermann zu bringen.
JvH: Und, haben sie damit recht? Wird Donald Trump dazu in der Lage sein oder wird er seine Verspre-
chen genau so brechen, wie die
meisten Präsidenten vor ihm, weil der Präsident in Wahrheit nicht
annähernd so viel Macht hat, wie alle glauben?
MM: Nun, ich denke, dass er versuchen wird, mit dem Filz in Washington aufzuräumen, das hat er ja nun seit
Jahrzehnten angekündigt. Man muss wissen, dass Trump von verschiedenen Seiten seit Jahrzehnten als Präsi-
dentschaftskandidat gehandelt wurde, doch er hatte immer abgelehnt. Jetzt, wo er es doch gemacht hat, ist ihm
sicher klar, dass ihm nun sehr viele Menschen sehr genau auf die Finger schauen werden – im eigenen Land,
aber auch im Ausland, wo man ihn ja bislang bestenfalls belächelt, meist eher verspottet oder verlacht hat.
JvH: Aber wird er das einlösen können,
was er angekündigt hat?
MM: Den Filz in Washington zu entmach-
ten und die regionalen Behörden wieder zu
stärken, wäre eine Herkulesaufgabe. Die
angekündigte Annäherung an Russland zu
vollziehen und Kriege zu beenden, würde
die Militärs und die Rüstungskonzerne
gegen ihn aufbringen. Geplante Freihan-
delsabkommen wie TTIP fallenzulassen
und bereits unterzeichnete wie TPP für
ungültig zu erklären, würde ihm internatio-
nal Ärger einbringen. Wie er Steuern sen-
ken und mehr Jobs schaffen will, ist mir
auch nicht klar. Die Grenze nach Mexiko
abzuriegeln, um Verbrecher und Drogen
draußen zu halten, wird sehr teuer werden.
Ich weiß nicht, ob das überhaupt zu schaf-
fen ist, aber er hätte prinzipiell gute Karten,
weil er noch nicht in die üblichen politisch-
en Lobbys und Seilschaften verstrickt ist.
Es ist wirklich schwer zu sagen, wie
schnell er sich in sein Amt einarbeiten
und das System durchschauen kann.
AB 11. SEPTEMBER 2021 ERHÄLTLICH:
"9/11 - 20 JAHRE LÜGEN"
(mit einen Nachwort von GUIDO GRANDT)
"9/11 - 20 JAHRE LÜGEN"
BEREITS IN DER 2. AUFLAGE!